40 Minuten mit dem Papst

Der Besuch von Papst Benedikt VIX. Ende September in Deutschland war tagelang ein Medienereignis. Auch das Zusammentreffen des Papstes mit Vertretern der Protestantismus sorgte vorher und hinterher für öffentlichen Gesprächsstoff. An dem Treffen hat auch der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, als Mitglied des Rates der EKD teilgenommen. Ein Interview.

Worüber haben Sie mit dem Papst gesprochen?
Im Mittelpunkt der Begegnung im Erfurter Augustiner Kloster standen zwei vorbereitete Reden: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, plädierte für mehr Gemeinsamkeit im Miteinander der Kirchen. Schneider bezog sich auf Martin Luther, der in Erfurt zum Priester geweiht worden war, und warb dafür, den Reformator als Scharnier zwischen den Kirchen zu verstehen. Der Ratsvorsitzende lud dazu ein, gegenseitige Verletzungen aus der Geschichte zu überwinden und konkrete Wege der Aussöhnung zu gehen.

Papst Benedikt XVI. antwortete ohne auf die Rede von Präses Schneider Bezug zu nehmen. Er würdigte den Theologen Martin Luther und erinnerte an dessen Ringen um die Gottesfrage (Wie kriege ich einen gnädigen Gott?). Es sei eine Frage, die - so der Papst - „in neuer Form auch unsere Frage werden“ müsse. Und dann mahnte er, „unter dem Säkularisierungsdruck die großen Gemeinsamkeiten nicht unvermerkt zu verlieren.“

Was bleibt nach dem Treffen?
Ernüchterung - und die Erkenntnis, im Vorfeld solcher Begegnungen die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Praktische Fortschritte oder konkrete Ergebnisse für unsere ökumenische  Situation sind nach der Begegnung nicht zu sehen und wohl auch nicht zu erwarten. Allerdings bewertete der Papst den ökumenischen Weg der letzten Jahrzehnte als „positiv und zukunftsweisend“. Daran lässt sich – davon bin ich überzeugt – durchaus anknüpfen.

Wie haben Sie den Papst erlebt?
Ich habe im Kapitelsaal des Klosters in Erfurt einen freundlichen älteren Herrn kennen gelernt, der sich trotz seiner 84 Jahre große Anstrengungen zumutet. Papst Benedikt war ein aufmerksamer Zuhörer, der sich mit leiser aber fester Stimme zu Wort meldete und durch seine sprachliche Prägnanz die Delegationen beider Kirchen beeindruckte.

Lohnen sich solche Treffen überhaupt?
Ich glaube, dass der Begegnung eine wegweisende Bedeutung zukommt. Dem Papst ist der Symbolcharakter des Ortes natürlich bewusst gewesen. Die Tatsache, dass man dort zusammenfand, wo Luther Mönch geworden ist und zum Priester geweiht wurde, macht deutlich, dass die Katholische Kirche dem Reformator inzwischen mit Respekt begegnet.

Für die Katholiken ist Benedikt der „Heilige Vater“, wie haben Sie und die anderen Vertreter der evangelischen Kirchen den Papst angeredet?
Die protokollarisch korrekte Anrede lautet ‚Eure Heiligkeit’. Die evangelische Delegation hat sich protokollarisch korrekt verhalten. Allerdings wurde der Gast aus Rom auch als ‚Bruder in Christo’, ‚Heiliger Vater’ oder ‚sehr geehrter Papst Benedikt’ angeredet.